WLSB-Führung trifft sich mit Vereinen aus den Sportkreisen Rottweil, Freudenstadt und Calw / Rechtsanspruch Ganztagsbetreuung steht im Mittelpunkt der Diskussionen
Zur dritten Veranstaltung des Württembergischen Landessportbundes (WLSB) im Rahmen der neunteiligen Reihe „WLSB vor Ort“ hatte der Sportkreis Rottweil zusammen mit Kreisen Calw und Freudenstadt Vertreter etwa 30 ausgewählten Sportvereinen nach Villingendorf eingeladen. Nach der Begrüßung durch den Rottweiler Sportkreis-Präsidenten Karl-Heinz Wachter warf WLSB-Hauptgeschäftsführer Markus Graßmann einen Blick auf das Ergebnis der Mitgliederstatistik 2024. Sie erreicht mit über 2.340.000 Mitgliedern (2023: 2.257.426) einen neuen Höchststand an Mitgliedschaften. Alle 24 Sportkreise im WLSB verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs an Mitgliedschaften ebenso wie fast alle Sportfachverbände. Nur der Golf- und der Pferdesport hatten Rückgänge zu verzeichnen.
Etwa die Hälfte aller Neuzugänge sind Kinder, was die Vereine vor das Problem stellt, genügend qualifizierte Übungsleiter zu finden. Eine große Herausforderung ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Sportinfrastruktur nicht mit den Mitgliederzahlen mithalten kann. Beides führt in den Vereinen immer wieder dazu, dass Aufnahmestopps verhängt werden müssen.
Ein weiteres wichtiges Thema an diesem Abend war das „Ganztagsförderungsgesetz“, das 2021 erlassen wurde und ab 2026 stufenweise in Kraft tritt. Jürgen Heimbach, WLSB-Geschäftsführer Bildung und Landessportschulen, erläuterte die Rechtslage, die Perspektiven und die Umsetzungsmöglichkeiten. Für die Sportvereine sei die Mitwirkung am Ganztag Chance und Risiko zugleich. Schritt für Schritt würden wohl immer mehr Kinder immer mehr Zeit in den Schulen verbringen, was die Zeitfenster für das Vereinstraining nochmals verkleinern dürfte, erklärte Heimbach. Schätzungen zufolge müssten allein in Baden-Württemberg 60.000 bis 90.000 Betreuungsplätze geschaffen werden, was alle Beteiligten vor große Herausforderungen stelle. Eine Mitwirkung der Sportvereine im Ganztag werde aber mit den bisherigen ehrenamtlichen Strukturen nur vereinzelt möglich sein, weshalb neue Wege eingeschlagen werden müssten.
WLSB-Präsident Andreas Felchle ermunterte die anwesenden Vereine, sich mit dem Thema „Zusammenarbeit Schule-Verein“ zumindest auseinanderzusetzen. Zwar könne kein Sportverein gezwungen werden, in der Ganztagsschule mitzuarbeiten, was allen klar sein müsse. Aber wenn sich ein Verein mit dieser Entwicklung überhaupt nicht beschäftige, müsse er eben mit deren Auswirkungen zurechtkommen. Dass diese Botschaft bei den Vereinen ankam, wurde in der anschließenden Diskussion sehr wohl deutlich.
Text: WLSB (Thomas Müller) / Foto Klaus Weisser